Wer war Wilhelmine wirklich?

Minna sieht das anders – die Kirchenbücher aus Klein Koslau auch.

Vielleicht war alles ganz anders.
Und nun?
Was mach ich mit meinem frischen neu erworbenen Wissen?
Soll ich noch mal von vorne anfangen?

Wilhelmine Dalkowski? Wer ist Lonzewski?

Ich hab die Kirchenbücher von Klein Koslau zugeschickt bekommen. Digital.
Und nun frage ich mich:
Wer waren Lonzewskis?

Meine Großmutter hieß Dalkowski, als meine Patentante geboren wurde.
Ihre Eltern gab es nicht.
Aber viele Dalkowskis. Und ihnen gehörte offensichtlich auch ein Adelsgut. Jedenfalls ein Teil davon.

Johann – nicht Willi. Aber immerhin ein von Zabienski

Einen von Zabienski hab ich auch gefunden. Johann. Nicht Willi, wie in meiner Geschichte.
Es gab eine Bertha Dalkowski, die 1899 gestorben ist. War das meine Urgroßmutter?
Woher in aller Welt kamen dann die Kinder, die 1899, 1900 und 1903 als Dalkowski geboren wurden.
Gab es eine zweite Frau meines Urgroßvaters?

Wer war das Mädchen?

Und wer war das Mädchen, das ein Jahr nach der unehelichen Tochter meiner Großmutter, meiner Patentante, geboren wurde?
Ob meine Großmutter das Verhältnis mit dem Mann, den sie liebte, vielleicht weiter geführt hatte? Hatte sie ihn vielleicht sogar geheiratet?
Oder ist dieses Mädchen das Kind eines von Wilhelmines Geschwistern?
Hatte sie denn Geschwister?

Beziehungsstatus: Es ist kompliziert

Kompliziert das alles.
Mein Großvater wurde 1902 geboren. Das weiß ich. Ich kenne seinen Grabstein. Das heißt, er war 13 Jahre jünger als meine Großmutter.
Das ist viel.
Wenn man sich trotz Altersunterschied füreinander entscheidet, eben weil man sich liebt, ist der Altersunterschied unwichtig.
Aber bei einer arrangierten Ehe?

Mit 33 Jahren ein uneheliches Kind?

Wilhelmine wurde laut Kirchenbucheintrag 1889 geboren. Sie ist zu der Zeit, in der meine Geschichte spielt, also bereits 33 Jahre alt.
Das Fest, auf dem Wilhelmine Juri kennenlernt, kann damit nicht so stattgefunden haben, wie ich es beschrieben habe. Wilhelmine konnte zu der Zeit nicht mehr so unbeschwert und naiv gewesen sein wie in meiner Geschichte. Das passt nicht.

Und niemand wird auch für sie ein Fest arrangiert haben, bei dem sie ihren hoffnungsvollen Zukünftigen kennenlernen soll.
Aber vielleicht wäre das auch schon mit 22 Jahren unmöglich gewesen.

Die Geschichten haben Löcher

Was haben meine Tanten mir da bloß erzählt? Die Geschichten haben Löcher.
Aber auch ihre Informationen waren schließlich nur aus Zweiter Hand. Sie waren nicht dabei, kannten alles nur vom Hörensagen.

Kannten sie Wilhelmines Eltern? Ich glaube fast, sie kannten sie nicht. Wenn jemand etwas von einer Großmutter erzählt hat, war von Gustav Zabienskis Mutter die Rede.

Vielleicht haben meine Urgroßeltern gar nicht mehr gelebt, als Wilhelmine verheiratet werden musste?
Wer hat sich dann um sie gekümmert?

„Jüngling“ oder „adeliger Anteilseigner“

Doch, das Gut muss es schon gegeben haben. Und Wilhelmine muss dort auch schon gelebt haben. Der Name Dalkowski steht auf den Kirchenbänken. Oder war es doch Lonzewski? Hat Wilhelmine vielleicht doch Lonzewski geheißen und hat einen Dalkowski geheiratet, den sie liebte und dessen Kind Tante Lene war?
Bei den Männern, die Dalkowski hießen und in Klein Kosel gelebt haben, wurde als Berufsbezeichnung oft entweder „Jüngling“ oder „adeliger Anteilseigner“ vermerkt.

Egal – ich lass das jetzt so

Was mach ich nun?
Umschreiben?
Überarbeiten?

Ach was – ich lass es erstmal so. Ich schreib weiter wie geplant.
Vielleicht pass ich ganz zum Schluss bei der Überarbeitung noch hier und da etwas an.
Wie es wirklich war, werden wir nicht mehr erfahren.
Es bleibt spannend.