Lakritz

Lakritz gehört zu Holland wie Fahrräder, Tulpen, Holzschuhe und Käse. Beinahe hatte ich es vergessen. Ich. Der Lakritz-Junkie. Als wir an einer offenen Ladentür in Amsterdam vorbei gingen, war die Erinnerung sofort wieder da. Es duftete. Mein Lakritz-Herz schlug schneller. Es zog mich hinein.

Die freundliche Dame am Tresen sortierte bunte Bonbons und bot uns welche an.
„Haben Sie auch Lakritz?“, wollte ich wissen.
„Ah, Sie hat der Duft hergelockt“, grinste sie und schickte uns eine Treppe tiefer.

Der Duft

Ein Mann knetete einen Haufen weißer Masse. Ein schwarzer und ein gelber Haufen lagen daneben.
„Ah, der Duft“, ginste der Mann, während er auf die weiße Masse einschlug. „Die Lakritzbonbons machen wir gerade. Wenn ihr mögt, könnt ihr zusehen. Es dauert etwa eine dreiviertelstunde.“
Klar. Wir haben Zeit.

Und wir können uns absolut nicht vorstellen, wie aus diesen groben Klötzen die winzig kleinen Bonbons werden, in denen kleine figuren oder Wörter mit bis zu 16 Buchstaben eingearbeitet werden.

Papabubble ist in Amsterdam hängen geblieben

Das Bonbon-Team ist zu dritt. Der Inhaber, seine Freundin und ein Mitarbeiter. Sie formen und kneten. Spielen mit der Temperatur, damit die Masse formbar bleibt. Wir erfahren dass der Inhaber von „Papabubble“ aus Leipzig kommt und Architektur in Hamburg, Madrid und Amsterdam studiert hat. In Amsterdam ist er zunächst der Liebe wegen hängen geblieben. Inzwischen ist es für ihn die schönste Stadt. Amsterdam hat eine andere Lebensart, ein anderes Tempo erzählt er. Den Norden empfindet er als zu langsam, den Süden als zu schnell. Amsterdam habe genau das richtige Tempo. Hier gebe es die richtige Work-Life-Balance.

Schließlich hatten wir die fertigen Bonbons in der Hand. Oder besser: im Mund.

Handarbeit vom ersten bis zum letzten Schritt

Vom ersten bis zum letzten Schritt Handarbeit. Und ich weiß nun auch ganz genau wie es geht.
Ob ich es selber könnte?
Vielleicht zufallsbunte Bonbons. Häuser oder ganze Wörter einzuarbeiten, dafür fehlt mir die Geschicklichkeit.

Papabubble füllt die fertigen Bonbons für uns in ein Glas. Sie sind klein rund, haben einen gelben Rand und ein schwarz gezeichnetes Haus auf weißem Grund in der Mitte. Sie duften und schmecken nach Lakritz.
„Gelungen“, sagt Martin. „Besonders das obere Fenster“, fügt er augenzwinkernd hinzu. Das obere Fenster hat ein hübsches junges Mädchen aus dem Team geformt.