Jasmin und Haute Cuisine
Jasmin. Es ist Jasmin. Ich erinnere mich wieder. Es ist lange her.
Damals war ich zwölf. In Pratjau war Vogelschießen und wir Mädchen haben für den Umzug unseren Bogen geflochten. Mit Jasmin. Daran erinnert mich der Duft.
Und nun scheint die ganze Normandie voller Jasmin-Hecken zu sein.
Damals, als wir Jasmin in unsere Kränze geflochten hatten, war es Juni gewesen. Jetzt ist Oktober. Deshalb und weil die weißen Blüten längst verblüht und deshalb gar nicht mehr richtig zu erkennen sind, bin ich nicht drauf gekommen. Ich liebe diesen Duft.
Ins Dorf mit dem Auto
Gestern hat es dann doch den ganzen Tag geregnet. Es war windig und ungemütlich. Jedenfalls kein Tag, um mit dem Rad ins Dorf zu fahren, um Essen zu gehen.
Wir nahmen das Auto.
Die Sachen zu verstauen, war unproblematisch und ohne Fahrradanhänger ist unser Busle ein ganz normales Auto.
Haute Cuisine
Das Restaurant war ziemlich edel. Wir nicht. Gar nicht. Aber sauber. Einigermaßen jedenfalls. Wir bekamen einen Tisch für 19.30 Uhr. Es gab Austern und Fisch. Haute Cuisine. Nicht bei allem wusste ich so genau, was ich da aß. Die Speisekarte konnten wir nur mit Übersetzungsprogramm entziffern, obwohl Martins Französisch inzwischen wirklich gut ist. Aber eigentlich war es auch egal. Austern und Fisch erkannte ich. Gemüse, Obst und Eis. Es schmeckte ausgezeichnet und deshalb war es dann ja auch egal.
Vorweg gab es einen Aperitif in einer weiß eingerichteten Lounge mit Deko-Kamin. Wir haben uns gut unterhalten und ziemlich viel gekichert.
Maritimes und Häuser zu verkaufen
Weil wir viel zu früh im Dorf angekommen waren, sind wir erstmal durchs Dorf gelaufen, am Wasser längst, das gerade da war und haben uns die kleinen Geschäfte angesehen. Es gab viel Maritimes, lokale Feinschmeckerspezialitäten und Häuser zu verkaufen.
Oft waren die Fensterläden geschlossen. Viele Menschen scheinen hier tatsächlich nicht zu leben. Vielleicht, weil es immer regnet.
Und immer regnet es
Hier in der Gegend um Saint-Jean-de-la-Riviére und Barneville-Carteret scheint es tatsächlich immer zu regnen. Die Frau, die uns in einem kleinen Lädchen Postkarten und Kaffeetassen verkauft hatte, hatte zwar behauptet, das sei nur „humoristique“ gemeint und in Wirklichkeit würde manchmal auch die Sonne scheinen, aber wir hatten den Beweis: Es gab Postkarten, auf denen Frankreich abgebildet war. Überall war Sonnenschein eingezeichnet, nur in einer kleinen unbeugsamen Gegend gab es Regen. Und das war genau hier.
Und das war nur eins von vielen Motiven auf Karten und Tassen, die ganz klar belegen: Hier regnet es immer.
Polizeikontrolle

Je Suis Charlie (oben rechts)
Auf unserem Heimweg stand plötzlich mitten auf der einsamen Straße an der Rückseite unseres Campingplatzes ein Polizeiwagen. Die beiden uniformierten Beamte hielten uns an. Ausgerechnet heute. Martin war gefahren. Und eigentlich trinkt er nie Alkohol, wenn er fährt. Eigentlich. Aber heute waren es ein Cidre-Cocktail vorweg und 0,1 Liter Wein zum Essen. Fast nichts. Aber etwas.
Wie ist das mit der Promille-Grenze in Frankreich? Wie streng ist hier die Polizei in Bezug auf Alkohol am Steuer?
Mir gingen tausend Gedanken durch den Kopf.
Doch Alkohol interessierte die beiden Polizisten nicht. Sie wollten unsere Ausweise, gingen zu ihrem Fahrzeug und überprüften uns. Wir schienen in Ordnung und durften weiter fahren. Das Polizeiauto blieb dort. Ob sie jemanden suchten? Terroristen? Frankreich ist ja immer wieder Ziel von Anschlägen. Was sie wohl von uns gewollt hatten? War es das deutsche Kennzeichen? Martins Pali-Tuch? Alles Schlechte kommt aus Deutschland?
Wir wissen es nicht.
Aber Fakt ist, dass wir auch immer wieder an Plätzen vorbei kommen, an denen Gedenktafeln angebracht sind, auf denen steht, dass hier Menschen erschlossen worden sind und auch „Je suis Charlie“ finden wir an Schaufenstern und Mauern.
Savoir vivre mit Wermutstropfen.