„Ich mag’s gepolstert“

„Entschuldigung – darf ich mal?“
Der Mann war etwa Mitte Achzig. Vielleicht einen Kopf kleiner als Josefine. Und natürlich sehr viel schlanker. Aber dazu gehört ja nicht viel.

„Das mach ich bei meiner Frau auch immer“

Er machte sich an Josefines BH-Träger zu schaffen und schob ihn unter den Träger des T-Shirts.
„Das mach ich bei meiner Frau auch immer“, sagte er und sah Josefine treuherzig an.
Josefine lachte. „Ja, die Männer sind meistens etwas ordentlicher als wir Frauen.“ Sie dachte an Tom. Da traf es auf jeden Fall zu.

Von Berufs wegen ordentlich

„Ach wissen Sie“, der Mann zuckte die Schultern. „Ich bin schon von Berufs wegen ordentlich“, sagte er dann.
Was denn sein Beruf war, erfuhr Josefine nicht mehr. Der Mann war inzwischen beim Gemüse und sortierte Tomaten.

Am Käsestand traf sie ihn wieder.
„Ich glaube, Sie verfolgen mich“, lachte er, als Josefine sich neben ihn stellte.
Dann wandte er sich an die Frau hinter der Käsetheke: „Ich hätte gerne etwas von dem Grün… Grünberger, Grünländer, ach ich weiß nicht mehr genau – wie hieß denn noch dieser Käse mit ganz wenig Fett?“
„Den Grünländer haben wir momentan nicht da“, bedauerte die Frau. „Ich kann Ihnen aber einen anderen dreißigprozentigen anbieten.“
„Ja, dann schneiden Sie mir davon bitte – sagen wir mal – sechs Scheiben vielleicht ab.“

„Meine Frau isst nur fettarme Sachen“

Er sah Josefine wieder an.
„Wissen Sie, der ist für meine Frau. Sie isst ja immer nur die fettarmen Sachen.“ Er sah Josefine sehnsuchtsvoll an. „Dabei mag ich es ja viel lieber, wenn Frauen ein wenig mehr gepolstert sind.“ Er machte eine kleine Pause, zwinkerte dann und sagte: „So wie Sie.“

Dann nahm er sein Käsepaket von der Molkereifachverkäuferin entgegen, lächelte Josefine noch einmal an und verschwand.