Fort Mahon
Von wegen Regen!
Wir hatten uns gerade entschieden, uns von dem bisschen Wasser nicht aufhalten zu lassen, da war er weg.
Während wir mit den Rädern zum Strand nach Fort Mahon fuhren, war der Himmel strahlend blau, die Sonne schien und die Jacken landeten auf dem Gepäckträger. Der Radweg war klasse. Selten führte er an Straßen entlang, meist führten sie durch Wald und Felder. Es duftete nach Wiesenkräutern, Tannennadeln, Mais, Blumen aller Art und manchmal ein kleines bisschen auch nach Pferd und Schweinestall.
Potemkisches Dorf
Wir hatten in Fort Mahon mit einem kleinen Ort gerechnet. Und dann war es doch nur eine Art potemkinsches Dorf. Es gab eine Straße, die zum Strand führte. Links und rechts mit kleinen Geschäften und Lokalen. Dahinter war nichts. Jedenfalls nichts, was der Rede wert gewesen wäre.
Betonklötze. Verriegelt und verrammelt. Die Saison ist zu Ende. Halbfertige Gebäude und solche, die vielleicht irgendwann mal fertig gewesen sind und sich nun wieder zurück entwickelten. Putz blätterte ab, Fenster fehlten und Türen.
Der Strand allerdings war ein Traum. Endlose Weite, fast menschenleer.
„Le siel est bleu“
Inzwischen haben wir uns entschieden: Unser Ziel sollen nun doch die britischen Inseln sein. Wir suchen uns morgen irgendwo einen Fähranleger und fahren rüber. Es ist die Sache mit der Sprache. Im Cafe sitzen, Leute beobachten, Gesprächsfetzen aufschnappen, ein paar Sätze auszutauschen, das alles geht nicht, wenn man außer dem Satz „Le siel est bleu“ nichts weiter zum Gespräch beizutragen hat. Da wird schnell klar, wieviel Sprache ausmacht, um die Kultur des anderen zu verstehen.
Für die praktischen Dinge reichen Hände und Füße zur Darstellung der Wünsche, Wohlwollen und offene Freundlichkeit aus. Doch die Feinheiten, die Details, das, was Land und Leute ausmacht, das geht ohne Sprache verloren.
Ob das der Grund war, warum mir Frankreich immer etwas unangenehm war? Ich hatte immer das Gefühl, die Franzosen einfach nicht zu verstehen. Auch dann nicht, wenn sie sich Mühe gaben und Englisch sprachen.
Ich fange an, Frankreich, die Franzosen, zu mögen.