Endlich entschleunigt
Gestern Morgen haben wir unseren Campingplatz ohne Ziel verlassen. Den Kompass haben wir im Blick. Ansonsten fahren wir drauf los. Erstmal in Richtung Küste. Dann können wir immer noch entscheiden, ob es weiter nach Norden oder nach Westen geht.
Heute ist es egal.
Wir finden Dünkirchen.
Da war doch was?
Haben da die Deutschen im Zweiten Weltkrieg nicht eine dicke Niederlage einstecken müssen? Wir fahren hin. Einen Zeltplatz gibt es.
Die Stadt ist groß.
Voller Industrie.
Der Campingplatz wird in den höchsten Tönen gelobt. Gleich am Wasser sei er. In den Dünen.
Wir sehen nur Hochhäuser.
Dann nicht.
Wir fahren weiter und kommen an einen kleinen Ort irgendwo zwischen Dünkirchen und Calais. Hier sieht es ganz anders aus.
Hier bleiben wir.
Ein kleiner Ort zwischen Dünkirchen und Calais
Das Wasser ist grad nicht da, aber es wird kommen. Von der Straße aus sieht man es.
Wir parken unser Auto auf dem Campingplatz, schnappen uns die Räder und ziehen los.
Am Wasser entlang, einem kleinen Hafenzubringer. An den Straßenrändern stehen Blumen und es duftet nach Nelken.
Ich habe mich inzwischen mit Frankreich ausgesöhnt. Frankreich, die Franzosen sind anders. Aber das ist ok. Wenn ich es hätte haben wollen, wie ich es gewöhnt bin, wie es mir vertraut ist und ich es kenne, hätte ich zu Hause bleiben müssen. Hier ist es eben anders. Mein Eindruck jetzt: Die Franzosen legen weniger Wert auf Äußerlichkeiten. Sie genießen einfach.
Und das tun wir jetzt auch. Wir sind entspannt.
Wenig Wert auf Äußerlichkeiten
Tourismus scheint es hier zumindest momentan eher wenig zu geben. Wir fühlen uns allein unter Franzosen. Was mir gestern noch etwas unheimlich war, fühlt sich heute gut an. Mittendrin statt nur außenstehende Beobachter.
Als wir heute Morgen im Dorf waren, um Croissants und Baguette zu kaufen, ist Martin voraus gefahren. Er war weg, als ich um die Ecke bog. Die Frau, die mir entgegen kam, sah wie ich mich suchend umsah. Sie grinste von einem Ohr zum anderen und wies augenzwinkernd in die Richtung, in die Martin verschwunden war.
Heute sitzen wir in der Sonne. Ich schreibe, Martin liest. Nachher fahren wir noch ein Brot kaufen, ein paar Tomaten vielleicht und Weintrauben. Käse und Rotwein haben wir noch. Und dann genießen wir den Abend vorm Busle mit Sonnenglas und Geschichten.
Der Urlaub hat begonnen