Der Westen Frankreichs und die Nacht am Straßenrand

Die Bretagne an einem Tag?
Fast hätten wir es geschafft.
Einmal von Ost nach West. Zum westlichen Zipfel. Der Himmel war grau. Nieselregen. Schleswig-Holsteinischer Sommer. Und genau so kalt.

Wir fanden einen kleinen Ort am Wasser und schließlich ein Monument zum Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es erweitert.

Einheitliche Gedenkstätten zweier Kriege

Diese Gedenkstätten sehen nach Einheit aus, scheinen den Europäischen Gedanken zu leben. Überall stehen sie gemeinsam, die deutsche, die französische, die britische Flagge. Auch wenn das nicht die EU ist, gehören diese Staaten doch zu Europa. Und es sind nicht nur die französischen Opfer derer man hier gedenkt.

Vertrautes Frankreich – fremder Osten Deutschlands

Frankreich, die Normandie, die Bretagne sind mir vertrauter als der Osten Deutschlands. Obwohl ich beides gleich wenig kenne.
Ostdeutschland allerdings kenne ich noch aus der Zeit, als es die DDR war. Macht es mir deshalb Angst? Das Gefühl damals war jedenfalls ebenso unangenehm, Angst einflößend, wie heute die Nachrichten über Rechtsextremismus und Fremdenhass.
Gut, dass wir hier von alldem nichts mitbekommen.
Das trübe Wetter macht scheinbar trübe Gedanken.

Asterix‘ Wildschweine und keltische Ortsschilder

Fast den ganzen Tag sitzen wir inzwischen im Auto.
Wir fahren durch die Gegend, die Asterix und Obelix angedichtet wird. Hier sind tatsächlich Hügel und Wälder. Ich kann mir gut vorstellen, wie die beiden hier ihre Wildschweine jagen und grillen.
In Le Conquet laufen wir ein bisschen durch den Ort, den Hafen entlang. Die Verkehrs- und Ortsschilder sind zweisprachig. Keltisch?
Wir fahren durch Brest zur Rush Hour. Der Hafen ist beeindruckend gigantisch groß.

Großer Hafen in Brest und Fachwerkhäuser in Quimper

Quimper ist ebenfalls eine große Stadt. Hier machen wir eine Pause, weil sie im Reiseführer als typisch bretonisch beschrieben ist. Altes Fachwerk, historische Stadthäuser, ein schönes Ambiente.
Aber groß.
Viel Verkehr ist hier auch.
Und dann finden wir keinen Campingplatz mehr, der geöffnet hat.
Es ist zu spät.
Zu spät im Jahr, zu spät abends.
Wir suchen uns also ein stilles Plätzchen, wo wir mit unserem Busle übernachten können. Aber so still sind die Plätzchen hier gar nicht. Wenn es überhaupt Plätzchen gibt, auf dem Reisemobile stehen können oder dürfen, sind sie besetzt.

Die Nacht an der Hauptverkehrsstraße

Schließlich finden wir ein ruhiges Plätzchen mit einem Altglas-Container an einer Hauptstraße. Dahinter ein kleines Wäldchen, das davon zeugt, dass wir nicht die ersten sind, die hier übernachten. Ich finde benutzte Kondome und Klopapier.

Ein kleines bisschen unheimlich

Wir decken unseren Abendbrottisch im Busle und bleiben hier. Zu essen haben wir genug.
Zu essen haben wir reichlich.
Bevor wir uns schlafen legen, schließen wir ab .
Es ist still.
Ein ganz klein bisschen unheimlich.
Vielleicht benutze ich heute Nacht dann doch das Portapotti, falls ich raus muss.
Irgendwann nachts ist es ganz still.
Kein Auto, kein Geräusch, nichts um uns herum ist zu hören.
Manchmal schlafe ich trotzdem ein.

Das Portapotti bleibt jungfräulich

Und morgens geht die Sonne auf.
Mit einem glitzernd roten Sonnenaufgang am knallblauen Himmel.
Ich musste nachts nicht einmal raus.
Martin auch nicht.
Unser Portapotti ist noch jungfräulich.