Deppenduo und kein Café
Zwei Eier, etwas Käse, Butter und Marmelade.
Das Brot war noch gar nicht so hart.
Die Sonne schien und Tom hatte tapfer Campingtisch und Stühle vor den Bus gestellt. Josefine war froh darüber, die Ski-Jacke noch nicht weggeräumt zu haben und der Tee wärmte auch.
Es gab zwar keine Zeitung, aber per Bus-Wlan waren sie dennoch mit der Welt verbunden. Josefine hatte sich eine Zeitschrift aufs tablet geladen, Tom las die Eifelzeitung. Er freute sich auf seinen Wanderweg und sog alles in sich auf, was sich in und um die Mosel herum abspielte.
Solche Dinge erfuhr man am besten aus einer Lokalzeitung aus der Gegend.
Es hätte auch einen „Volksfreund“ gegeben.
Aber das, fand Tom, klang in seinen Ohren höchst seltsam. Alleine schon aus dem Namen schloss er auf eine politische Gesinnung, die ihm ganz und gar nicht behagte.
„Solche Leute gibt es überall“, zuckte er mit den Schultern.
„Ich muss das Zeug ja nicht lesen“, sagte er.
„Aber wenn wir die Augen zumachen und uns weigern, diese Dinge zur Kenntnis zu nehmen, sind sie ja trotzdem immer noch da. Dann ist es mir doch lieber, wenn ich weiß, was um mich herum passiert, worüber die Menschen sich Gedanken machen“, fand Josefine. Sie interessierte alles, was andere dachten und warum. Sie wollte wissen, was dahinter steckte. Aber manchmal fiel es ihr schwer schwer, damit umzugehen.
„Wir haben Urlaub“, sagte sie deshalb, „lies was Schönes.“
„Mein harmoniesüchtiges Weibchen“, grinste Tom und nahm sie in den Arm.
Eine Weile genossen beide ihren Tee, die Sonnenstahlen und lasen. Jeder in seinem tablet PC.
Ein glückloses Deppenduo
Dann sagte Tom plötzlich: „Guck mal. Das ist witzig“, fand er. „Du wollttest doch immer schon mal das glückloseste Deppenduo der Polizei kennenlernen“, grinste er und reichte Josefine sein Tablet.
„Entflohener Schwerverbrecher“, stand da in der Überschrift.
Michael S. sei an einem Raubüberfall auf eine Tankstelle beteiligt gewesen, stand da, als er auf frischer Tat verhaftet worden war. Nun sollte er zu einem „Maßregelvollzug“ woanders hin verlegt werden, wo er wegen seiner Drogensucht therapiert werden sollte. Weil die „Pannen-Beamten“, wie die Zeitung die beiden glücklosen Polizisten nannte, Hunger hatten, seien sie mit ihrem Gefangenen in ein Schnellrestaurant eingekehrt. Damit er besser essen konnte, hatten sie ihrem Gefangenen die Handschellen abgenommen.
Dann war er weg. Zeugen wollten später gesehen haben, wie er in einen VW-Bus eingestiegen sei, mit dem er in Richtung des Olymps gefahren sei.
„Hoppla – wo sind wir denn hier gelandet?“, lachte Josefine. „Er wollte auf den Olymp? Ist der nicht in Griechenland?“
„Der höchste Berg bei Bernkastel heißt so. Und der ist 405 Meter hoch.“
Tom hatte auf alles eine Antwort. Meistens sogar eine richtige. Man konnte ihn fragen, was man wollte.
Josefine las weiter.
„Später wollen ein paar Spaziergänger beobachtet habe, wie er per Gleitschirm in den Weinbergen verschwunden sei.“
Tom sah seine Frau schmunzelnd an.
„Vielleicht ist das ja der Drachenflieger gewesen, den du da an der Mosel hast verschwinden sehen“, überlegte er.
„Von wann ist der Zeitungsausschnitt denn?“, wollte er wissen. Im Internet war man nie ganz sicher, wie aktuell eine Nachricht war, die man dort fand.
Josefine fand das Datum und grinste.
„Vom 25. Mai 2011 steht hier.“
„Na, dann kann es der Paraglider von vor zwei Tagen wohl doch nicht gewesen sei“, lachte er.
Ohne Auto aufgeschmissen
Sie räumten das Frühstücksgeschirr weg und machten sich auf den Weg, die Gegend zu entdecken.
Der Wanderweg war rund zehn Kilometer lang. Sie kamen durch Wälder, gingen an einem kleinen Bächlein entlang, fanden Pferde und einen See, spielende Kinder, die Dämme bauten und jede Menge Katzen.
Idyllisch, fand Tom
„Ein Cafe wäre schön“, meinte Josefine und seufzte.
Doch es gab keins. Sie kamen durch zwei kleine malerische Dörfchen mit Burg und Gedenkstein, aber ohne Café., Restaurant oder auch nur das kleinste Lebensmittelgeschäft.
„Wer hier wohnt, ist ohne Auto auch aufgeschmissen.“ Josefine wollte eine Pause.
„Ich will eine Bank“, jammerte sie.
„Guck, da vorne ist eine.“ Tom wies auf die Bank vor dem Haus an der Straße, an der sie gerade vorbei kamen
„Ich kann mich doch nicht bei den Leuten in den Vorgarten setzen.“ Josefine schüttelte den Kopf.
„Irgendwo werden wir en hübsches Plätzchen finden“, versprach Tom. „Mit Bank.“
Sie fanden kein.
Abends gab es noch etwas Brot und den restlichen Käse.
„Morgen fahren wir nach Straßbourg“, entschied Tom.
„Ich freu mich drauf.“
Josefine wünschte sich ein richtiges Café, Frühstück mit Croissants.