Das Navi geht eigene Wege

Eine Weltreise, wir machen eine Weltreise, freute sich Minna und beinahe hätte man meinen können, sie glucksen zu hören. Doch das war vermutlich nur das Wasser in den gefüllten Kanistern, das während der Fahrt immer wieder gegen die Plastikwände blubberte.
Eigentlich, überlegte sie, hatten Tom und Josefine doch davon gesprochen, dass sie an die Mosel fahren wollten. Nun waren sie schon seit Stunden unterwegs. Dabei war die Mosel war doch gar nicht so weit weg. Zumindest nicht, wenn man keine Schildkröte und nicht zu Fuß unterwegs war.
Daraus schloss Minna messerscharf: Tom und Josefine hatten sich umentschieden und machten nun doch lieber eine Weltreise, statt mit ihr an die Mosel zu fahren Was Minna auch gut fand. Damit könnte man eine Menge Probleme vermeiden.
Aber letztlich und das wusste sie sicher – kam am Ende dann doch immer alles wie es kommen musste.

Die Mosel ist im Norden!

„Was hat denn dein Navi vor? Hab ich irgendwas komisches eingegeben? Wir fahren nach Süden. Die Mosel ist im Norden.“
Josefine versuchte, den Maßstab größer zu stellen, um sich einen Überblick zu schaffen. Mit nur mäßigem Erfolg. Das heißt, der Maßstab ließ sich vergrößern. Der Überblick wurde aber trotzdem nicht besser.
„Ich weiß es nicht“. Tom zuckte mit den Schultern. „Du bist der Chef.“
Josefine kam es komisch vor. „Als ich zu Hause im Internet geguckt habe, waren es insgesamt 230 Kilometer. Jetzt sagt das Navi: noch 320 Kilometer. Da stimmt doch was nicht.“
Sie versuchte weiter an irgendwelchen Einstellungen zu drehen und hoffte, dass sich dadurch irgendetwas änderte. Tat es aber nicht.

Minna hörte zwar zu, doch sie war nicht wirklich interessiert. Sie hatte sich auf eine lange Reise eingestellt und genoss das sanfte Schaukeln de sFahrzeugs. Josefine hatte ihr Terrarium mit Heu und Stroh ausgepolstert und darin fühlte die Schildkröte sich sicher.

„Das Navi sagt doch immer, es würde sich die letzten Strecken merken. Zuletzt waren wir in Straßbourg. Ob es mit uns jetzt erstmal dahin will, bevor wir an die Mosel dürfen?“

Das Navi will nach Strasbourg

Also doch Mosel, dachte Minna kurz, drehte sich einmal m sich selbst und letzte sich wieder hin.
„Ich nehm jetzt die Karte“, entschied Josefine und schaltete das Navi aus.
Sie fuhren inzwischen durch Frankreich. Josefine hatte Hunter. Und eigentlich wäre sie inzwischen auch einfach gern irgendwo angekommen. Egal wo. Sie hatte jetzt keine Lust mehr, unterwegs zu sein. Aber eigentlich konnte es nun doch gar nicht mehr so weit sein. Und so lange würde sie es schon noch aushalten.

Irgendwo in einer kleinen Stadt in Frankreich, ganz nah an der Grenze zu Deutschland fanden sie ein kleines Lokal in der Fußgängerzone. Die Luft war lau, sie saßen auf der Terrasse und speisten wie Gott in Frankreich.
Als sie schließlich weiterfuhren, war es bereits dunkel.
„Ist hier Perl?“, wollte Josefine wissen und starrte angestrengt nach draußen. Auf ihrer Karte war in Perl ein Campingplatz eingezeichnet. Hier war aber nichts.

Schengen – Luxembourg

„Hier ist Schengen. Luxembourg“, sagte Tom und zeigte auf ein Schild. Ein Campingplatz war da aber auch nicht.
Inzwischen wollte Josefine nur noch liegen. Das Bett aufklappen, schlafen.
Ein Hinweisschild wies zu einem Campingplatz. Tom bog in die Straße ein. Man sah zwar ein paar Wohnmobile irgendwo an der Mosel stehen, aber nicht, wie sie dort hingekommen sein mochten. Überall standen Bauzäune.
Tom parkte den Bus auf dem Parkstreifen am rechten Fahrbahnrand.
„Ich mag nicht mehr“, sagte er, schaltete den Motor aus und sah Josefine an.
„Und nun?“, fragte sie.
„Wir bleiben hier.“
„Ich muss mal“, sagte Josefine kleinlaut, stieg aus und machte sich auf den Weg, eine geeignete Stelle für ihr Geschäft zu finden. Gleich hinter dem Bus entdeckte sie ein Bauarbeiter-Dixie-Klo.
Meine Rettung, dachte Josefine dankbar und war bald darauf sehr erleichtert.

„Was machen wir mit Minna?“

„Siehste, genau das hab ich gemeint. Was machen wir jetzt mit Minna? Hier ist kein Platz!“ Tom sah genervt aus
Minna war das egal. Es war dunkel. Sie schlief einfach weiter.
Josefine drehte den Beifahrersitz um und setzte das Terrarium auf Sitz und Portapotti und machte das Bett.
„Geht doch“, erklärte sie noch, zog sich aus und mümmelte sich unter die Decke unter der Tom sich bereits ausgestreckt hatte und fast schon eingeschlafen war.